Erfolgreicher Abschluss der Frankenhäuser Sommermusiken
„50 Jahre Bad Frankenhäuser Sommermusiken“ – das ist eine lange Zeit. Was 1974 begann ist inzwischen eine erfolgreiche „Institution“, nicht nur in Bad Frankenhausen, sondern auch in der Region.
Zum Jubiläumsabschluss in der Unterkirche gab es deshalb am 21. September 2024 eine „Orgelnacht“ in zwei Teilen. Das musikalische Konzept erstellte Kantorin Schildmann, aber die gesamte Organisation und Verantwortung übernahm der Förderverein der Orgelfreunde der Großen Strobel-Orgel. Mehr als zehn Jahre begleitete der Verein die Vor- und Restaurierungsarbeiten für die Orgel in der Unterkirche. Damit ist aber die Arbeit nicht beendet. In seiner Begrüßung stellte Vorsitzender Ulrich Schreiber dazu fest: „Dieser Abend gilt neben dem musikalischen Genuss auch dem Erhalt der Orgel durch regelmäßige Orgelwartungen und größere Orgelreinigungen bewusst zu machen, um die Orgel auch weiterhin wohltemperiert hören zu dürfen. Daher seien sie mit ihren Spenden am Konzertende großzügig….“
Im 1. Teil der Orgelnacht waren Landesposaunenwart Matthias Schmeiß und Matthias Koch mit ihren Trompeten zusammen mit Kantorin Laura Schildmann zu erleben. Beide Trompeter sind schon jahrelang mit den Bad Frankenhäuser Sommermusiken verbunden und verzichten seitdem auf ihr Honorar zugunsten des Erhalts der Orgel.
Es erklangen barocke Werke von G.F. Händel (u. a. Suite D-Dur aus der Wassermusik), C.H. Graun (Sonate F-Dur), John Stanley (Voluntary a-moll / voluntary bedeutet: Improvisation) und Jeremiah Clarke (King William’s March und Prince of Denmarks March – die letztere Komposition wird häufig zu Hochzeiten und Eröffnungszeremonien musiziert).
Die drei Akteure bestätigten mit ihrem exelenten Spiel die Unterkirche als einen besonderen Ort. 1810 zum ersten Deutschen Musikfest (organisiert von Georg Friedrich Bischoff ) stellte Louis Spohr (Hofkapellmeister in Gotha) als „künstlerischer Leiter“ des Festes bzgl. Unterkirche fest: „Welch ein wunderbarer Konzertraum“. Natürlich gab es nach reichlichem Beifall noch zwei Zugaben zur Freude der Zuhörenden.
Nach einer Imbisspause erfolgte der zweite, etwas ruhigere Teil der Orgelnacht: Lesung und Orgel. Vorgestellt wurde Heinz Schmerschneider (1950-2020): „Flucht über Wasser“. Es ist ein Erlebnis- und Tatsachenbericht zweier Freunde: Heinz Schmerschneider und Hans-Werner Thiemann. Beide scheitern bei einem Fluchtversuch durch die Donau von Rumänien nach Jugoslawien und landen mit Isolationshaft im Gefängnis „roter Ochse“ in Halle. In diesem Buch rekapituliert der Schriftsteller die Flucht, ihre Beweggründe und ihr Scheitern, aber auch ihren „Freikauf“ in den Westen. Der Bericht ist ein Plädoyer für Menschlichkeit, Toleranz und freie Wahl des Lebensmittelpunkts.
Auswahl und Lesung gestaltete Heinz Barth (u. a. Schauspieler), ein in unserer Region nicht unbekannter Mann, ist er doch „Schlossherr“ von Kannawurf. Ohne große theatralische Gesten, aber mit überzeugender Ausdrucksweise nahm er die Zuhörenden in seinen Bann.
Unterbrochen, aber wirkungsvoll ergänzt, wurden die einzelnen Abschnitte durch das Orgelspiel von Kantorin Laura Schildmann.
Eingangs spielte sie „Toccata und Fuge d-moll“ von J.S. Bach, die man sehr häufig zu Silvester wenige Minuten vor dem Jahreswechsel hören kann. Weitere Kompositionen waren „Orgelstück I“ (Carl Piutti / 1864-1902), „By the River“ (R.S. Stoughton / 1884-1953), „Trionfo della vita“ (Franz Wagner / 1870-1929) und eine „Improvisation“ von Kantorin Laura Schildmann selbst.
Natürlich gab es am Ende Beifall für den Leser Heinz Barth und die Orgelspielerin Laura Schildmann. Doch es war auch eine gewisse Nachdenklichkeit über das Gehörte und die dahinter liegende menschliche Geschichte zu spüren.
Alle Fotos: Peter Zimmer