Geschrieben von: Peter Zimmer

konzert von bjoern casapietra am 24 04 2022Als Optimistin plante Kantorin Laura Schildmann Ende Oktober 2021 mit 19 Angeboten für 2022, nicht wissend, was die nächsten Wochen und Monaten bringen. Inzwischen ist man einigermaßen sensibilisiert und blickt coronamäßig hoffnungsvoll in die Zukunft. Niemand konnte aber ahnen, was politisch mit dem 24. Februar 2022 in der Ukraine begann und noch immer nicht beendet ist. Kultur ist aber etwas Mutmachendes und so startete Ende April in der Unterkirche Bad Frankenhausen die diesjährige Konzertsaison. Etwa 250 Besucher füllten das Kirchenschiff – welch ein positiver Anfang!

Zu diesem gehört auch eine Begrüßung, die diesmal etwas besinnlicher ausfiel: „Herzlich Willkommen in der Unterkirche zum Konzertjahr 2022 mit dem 1. Konzert der 49. Bad Frankenhäuser Sommermusiken. Das was heute in Deutschland pro Jahr mit etwa 500 Musikfesten von der Klassik bis Pop und Rock stattfindet, nahm hier in Bad Frankenhausen mit dem Ersten Deutschen Musikfest 1810 seinen Anfang – in einer Zeit, da auch vor Frankenhausen die napoleonischen Kriege nicht Halt machten. Auch heute werden wir schmerzlich erinnert, dass Krieg in Europa wieder möglich ist. Mit fast 83 Jahren habe ich es persönlich nicht für möglich gehalten. Aber getreu dem bekannten Luther-Wort „und wenn ich wüsste, die Welt geht morgen unter, so pflanzte ich doch heute einen Apfelbaum“ haben wir zu diesem Konzert „Hallelujah – die schönsten Himmelslieder“ mit dem Sänger Björn Casapietra eingeladen, um Hoffnung zu geben.“

Der als Opernsänger ausgebildete Björn Casapietra wollte schon immer mal in Bad Frankenhausen gastieren – diesmal erfolgreich! Wie viele andere Künstler etabliert er sich neben seiner Theatertätigkeit noch mit Soloprogrammen verschiedenster Art; sein Programm für die Unterkirche: „Hallelujah – die schönsten Himmelslieder“! Zu diesem Programm äußert er sich in einem Interview. „Ich singe nicht ausschließlich geistliche Lieder. Ich singe Lieder, die wie Gebete sind. Denn wenn es Dir schlecht geht und Du das Gefühl hast, alles um Dich herum fällt zusammen, dann rufst Du eine spirituelle Gestalt an. Das ist universell, das geht jedem so Und es kann sehr ergreifend sein.“ Begleitet von seinem langjährigen Pianisten reichte seine Auswahl vom schlichten geistlichen Lied bis zu Hits aus bekannten Hollywoodfilmen. Seine Moderation begleitete die einzelnen Stücke mit interessanten Informationen, dabei nahm er auch Stellung zu den Ereignissen in der Ukraine und seinem persönlichen Engagement. Dadurch erzeugte er auch eine Nachdenklichkeit, die trotz des optimistischen Programms nicht die schlimmen Ereignisse vergessen ließ.

Bei den aus dem kirchlich-geistlichen Bereich stammenden Liedern erklangen u. a. „Ave Maria“ und „Guten Abend, gute Nacht“, auch – entsprechend dem Programmtitel – das „Halleluja“ von Leonard Cohen. Mehrere Musiktitel aus Hollywoodfilmen gehörten ebenfalls dazu. Angesichts der Ukrainesituation waren besonders zwei Titel beeindruckend, die als eigentliches Thema den Holocaust beschrieben und in ihrer Darstellungsart nicht gegensätzlicher sein können. Casapietra beschreibt im ersten Titel nur die Situation – jeder, der den Film sah, wusste sofort: „Schindlers Liste“. Es war der letzte Song im Film und stellt den Übergang von der Befreiung zur Heimkehr nach Israel und die Erinnerung an die Überlebenden dar. Den 2. Filmtitel nennt Casapietra dem Publikum: „Das Leben ist schön“ – eine italienische Produktion, in der mit Elementen der Komödie der Weg ins KZ und die Vernichtung der Juden beschrieben wird: Ein Vater erklärt seinem kleine Sohn, dass dies alles nur ein „Spiel“ sei. Der aus diesem Film erklingende Song „geht unter die Haut“ und löst eine Beklemmung aus. Doch Casapietra ist nicht ein Künstler, der sein Publikum ratlos zurück läßt. Er löst die beklemmende Spannung gemäß seiner eigenen Aussage „Ich glaube fest daran, dass Musik eine beruhigende und heilende Wirkung hat.“  Dabei kam natürlich auch bei manchen Titeln sein italienisches Temperament zum Tragen. Den Anwesenden hat’s gefallen und so gab es noch drei Zugaben „gratis“.

Foto: Peter Zimmer